„Eros & Amore“ – Eine Ausnahme in Würzburg
An diesem Wochenende, vom 23.01. bis zum 25.01. findet in Würzburg zum ersten Mal die Erotik-Messe „Eros & Amore“ in der Posthalle statt. Hat man vielleicht schon einmal im Fernsehen Ausschnitte der berüchtigten „Venus“ in Berlin gesehen, sind Messen dieser Art in Würzburg dann doch eher eine Ausnahme. Grund genug sich vor Ort ein Bild davon zu machen, denn das ein oder andere Klischee kommt einem beim Gedanken daran doch recht schnell in den Sinn.
Gemischtes Publikum: Frauen, Männer, Paare
20 Euro kostet ein Ticket für die Messe, die ab einem Alter von 18 Jahren besucht werden darf. „Die „Eros & Amore“ ist eine Verkaufsmesse mit Showprogramm“, lassen wir uns erklären. Beim Eintreten schlägt uns ein Wall extrem warmer Luft entgegen, der einer kurzen Eingewöhnungsphase bedarf. Zum ersten Mal fällt uns etwas auf, was ehrlicherweise eines unserer Klischees sofort widerlegt: Das Publikum ist total gemischt. Frauen und Männer jeden Alters, hier und da ein kicherndes Teenager-Grüppchen, ein Junggesellinnenabschied, aber auch viele Paare. Ein Pärchen mittleren Alters fällt uns ins Auge, die sich am S&M-Stand beraten lassen.
Mehr Action kostet extra
Um 22 Uhr beginnt die Fetisch-Show der „Miss Iron“. Wir bewegen uns zur Hauptbühne und treffen auch dort wieder auf viele Pärchen, aber auch den ein oder anderen, der vielleicht etwas zu enthusiastisch die Show mit dem Smartphone mitfilmt. Die Dame auf der Bühne bewegt sich äußerst schmeichelhaft, ihr Outfit ist sicherlich Geschmacksache. Eine „geile Lack-und-Leder-Kombo“ nennt es einer der Beobachter. Die ersten Minuten sind absolut nichts, wovor man die Augen verschließen oder nervös kichern müsste. Nach der Show ist von der „Kombo“ aber dann ganz und gar nichts mehr zu sehen, sondern nur noch nackte Haut. Überall. Nun gut, ist ja auch eine Erotik-Messe. Der Moderator klärt die Gäste nach dem Auftritt von Miss Iron darüber auf, dass wer noch mehr Action sehen möchte, sich zu den Shows in separat abgetrennten Räumen begeben müsste. Das würde aber extra kosten. Darauf verzichten wir ohne Reue.
Pornostar: Ein ganz normaler Beruf?
Direkt neben der Bühne steht der Messestand von „PussyKat“. Sie scheint der Star der Messe zu sein. In einem „Schulmädchen“-Outfit sitzt sie da und sieht dabei richtig hübsch aus. Es scheint, als würde sich niemand so richtig trauen, sie anzusprechen. Sie spricht kein Deutsch, aber sehr gut Englisch und antwortete uns sehr freundlich, als wir sie ansprechen. „PussyKat“ kommt äußerst sympathisch und nett rüber und spricht über ihren Beruf, als wäre er der normalste auf der Welt.
Denkt man beim Gespräch mit Ihr, Pornographie sei frauenverachtend? Ehrlich gesagt: Nein. Sie erzählt etwa, dass sie auch als Moderatorin tätig ist, ihrer Familie und ihren Freunden ganz offen von ihrer Tätigkeit erzählt und seit sechs Jahren einen Freund hat. Auch er sei in der Porno-Industrie tätig. Dreht sie einen Porno, dann entweder einen Lesben-Porno oder nur mit ihm zusammen. Sie wirkt auf jeden Fall sehr professionell und erzählt, als ob dieser Beruf ihr Traumberuf wäre. Später auf der Bühne begeistert sie das Publikum mit einer Tanzeinlage. Anfangs wirkt es fast unschuldig, zum Ende hin waren abermals keine Textilien mehr zu sehen, dafür zog sie sich (man verzeihe, falls es nicht der korrekte Begriff für das Spielzeug sei) eine Kette mit drei Liebeskugeln aus der Vagina.
Breites Angebot, eine Hand voll Außergewöhnliches
Wir schlendern an den verschiedensten Messeständen vorbei. Einige der Stände verbreiten dann doch wieder dieses „Schmuddel-Image“, das Fehlen von Seriosität. Manche DVD-Hüllen lösen leichtes Unwohlsein aus, auch so manches Sex-Toy und Unterwäschen-Modell erweckt nicht gerade den Eindruck von Klasse. Direkt am Eingang gibt es einen Stand mit Überraschungstüten für Sie oder Ihn. In mehreren Ausführungen von 15 bis 55 Euro, wobei man noch einen 5 Euro-Gutschein einlösen kann. Wir wollen irgendwie nicht wissen, was sich in den Tüten versteckt. Aber wer mehrere Einkäufe tätigen will, der sollte schon einen vollen Geldbeutel dabeihaben.
Wir entdecken die verschiedensten Sachen: Lackleder-Overkneestiefel, Taschenmuschis, Dildos, Kondome in sämtlichen Variationen, Fruchtgummis in erotischen Formen, Bondagesets, Halsbänder, Intimpiercings, Korsagen, aber auch alltagstaugliche Sommerkleidchen, High-Heels oder Massageöl. Sollte für jeden eigentlich etwas dabei sein. Eine Hand voll Stände sticht durch einzigartige Produkte heraus, die ganz und gar nicht „schmuddelig“ oder unseriös wirken, so z.B. ein edler Fichtenholz-Vibrator aus einem deutschen Familienbetrieb. Antiallergen und umweltfreundlich, keinerlei Kunststoffe. Davon sind wir schwer begeistert.
Erotik-Messe? Kann man, muss man aber nicht
Was den Besuch der Erotik-Messe stark erleichtert sind die Menschen. Die Standbetreiber, egal wie klischeehaft sie aussehen, sind allesamt nett, zuvorkommend und offen. Müssen sie in dieser Branche wohl auch sein, um Berührungsängste abbauen zu können. Wir blicken mit gemischten Gefühlen auf die „Eros & Amore“. Die Erfahrung war es auf jeden Fall wert. Würden wir noch einmal hingehen? Wahrscheinlich nicht. Kann man sich die Messe einmal anschauen? Ja. Auf jeden Fall, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Kann man also, muss man aber nicht. Einige Aspekte der Messe wirkten auf uns unseriös, schmierig, auch ein bisschen billig. So ganz wurden wir nicht von der Stilsicherheit und Klasse dieser Branche überzeugt. Doch waren auch einige Punkte dabei, die richtig sehenswert, interessant und sogar anspruchsvoll waren. Das Spektrum in der Erotik Branche scheint sehr breit zu sein. So wie man auf der „Eros & Amore“ einen Vibrator für 15 Euro bekommt oder für 150 Euro und darüber hinaus.