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Würzburg - Foto: Pascal Höfig
Symbolbild Würzburg

Psychisch Kranke in Würzburg: Uniklinik gedenkt NS-Opfer

NS-Verbrechen an psychisch Kranken: Gedenkveranstaltung mit öffentlichem Symposium

Auch Ärzte der Würzburger Universitätskliniken beteiligten sich an der Zwangssterilisation und der Ermordung psychisch kranker Menschen zwischen den Jahren 1934 und 1945. Das Würzburger Zentrum für Psychische Gesundheit gedenkt der Opfer am Samstag, den 25. Oktober 2014, mit der Aufstellung einer Stele. Zuvor findet an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Uniklinikums ein öffentliches, wissenschaftliches Symposium zu diesem dunklen Kapitel der deutschen, unterfränkischen und Würzburger Geschichte statt.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden in Deutschland Menschen mit psychischen Erkrankungen zu „lebensunwertem Leben“ erklärt. In einer ersten Phase ab dem Jahr 1934 wurden mehr als 350.000 von ihnen zwangssterilisiert. Es folgte ab 1940 unter dem Begriff „Euthanasie“ eine zweite Phase, in der mehr als 250.000 psychisch Kranke ermordet wurden, darunter über 5.000 Kinder. Auch Ärzte der Würzburger Universitätskliniken beteiligten sich an diesen Verbrechen.

Außenstelle des KZ Flossenbürg in Würzburg

So wurden in der Würzburger Universitätsfrauenklinik 994 Frauen und Mädchen zwangssterilisiert ‑ zum einen wegen psychischer Krankheiten, zum anderen aus rassenideologischen Gründen. Werner Heyde, der damalige Direktor der Nervenklinik, als überzeugter Nationalsozialist in dieses Amt berufen, war als medizinischer Leiter der sogenannten T4-Aktion in den Jahren 1940 und 1941 für die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Patienten mitverantwortlich. Ab 1943 beherbergte die Würzburger Nervenklinik zudem eine Außenstelle des KZ Flossenbürg.

Gedenkstele im Torbogen der alten Nervenklinik

Das Zentrum für Psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) will dieser Opfer des Nationalsozialismus am Samstag, den 25. Oktober 2014, durch die feierliche Errichtung einer Stele im Torbogen der alten Nervenklinik an der Füchsleinstraße in Würzburg gedenken. Zuvor werden die damaligen regionalen Ereignisse und ihre nationalen Hintergründe in einem öffentlichen wissenschaftlichen Symposium thematisiert.

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Externe und lokale Referenten liefern Fakten und Hintergründe

Externe Referenten, wie Privat-Dozentin Dr. Daisy Rotzoll vom Institut für Geschichte der Medizin der Universität Heidelberg sowie die Psychiater Dr. Thomas Schmelter und Dr. Holger Münzel aus den Bezirkskrankenhäusern Werneck und Lohr, werden die deutsche und unterfränkische Perspektive beleuchten. Ferner stellen Prof. Johannes Dietl, der ehemalige Direktor der Würzburger Universitätsfrauenklinik, und Privat-Dozentin Dr. Karen Nolte vom Institut für Geschichte der Medizin der Uni Würzburg Ergebnisse ihrer Untersuchungen zu Würzburger Opfern von Zwangssterilisation und „Euthanasie“ vor. „Generell ist es uns ein Anliegen, auch beim Symposium die noch viel zu wenig bekannten Opfer ‑ wie den Wernecker Patienten Wilhelm Werner ‑ und nicht die Täter in den Mittelpunkt zu stellen“, betont Prof. Jürgen Deckert, Direktor der Würzburger Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Zusammen mit Prof. Marcel Romanos, dem Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des UKW, ist er der Hauptorganisator der Veranstaltung.

Alle Interessierten sind herzlich willkommen

Das Symposium in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Füchsleinstraße 15 in Würzburg, beginnt um 9:00 Uhr und endet um 13:00 Uhr. Unmittelbar daran anschließend findet im Beisein des Würzburger Oberbürgermeisters Christian Schuchhardt und seines Vorgängers Georg Rosenthal die feierliche Aufstellung der Gedenkstele statt.

Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos und offen für alle Interessierte. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der genaue Programmablauf findet Ihr unter www.ppp.ukw.de, Rubrik „Veranstaltungskalender“.

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