Siegel, Szepter & Talar zur Corporate Identity
Das Erscheinungsbild der Universität Würzburg hat sich in den vergangenen mehr als 600 Jahren immer wieder verändert. Eine Ausstellung des Universitätsarchivs hat diese Veränderungen nachverfolgt und sichtbar gemacht. Sie ist ab sofort online zu sehen.
So wie heute das bekannte „Uni Wü“-Logo als Wiedererkennungsmerkmal der Würzburger Universität auf Homepage, Flaggen, Türschildern oder Uni-Shop-Artikeln zu finden ist, waren es in früheren Jahrhunderten das Siegel oder die Szepter, welche die Universität nach außen repräsentierten. Einige dieser Elemente haben sich bis heute erhalten, andere wurden erneuert, wieder andere kamen trotz einer oft jahrhundertelangen Tradition außer Gebrauch. Doch wie wandelte sich das Erscheinungsbild der Würzburger Universität vom Mittelalter bis heute?
Geschichte als Identitätsstifter
Bereits 1402 gründete Bischof Johann von Egloffstein die Universität, doch die Überlieferung der Erstgründung bricht nach einigen Jahrzehnten ab. Unter Berufung auf diese erste Gründung errichtete Julius Echter im Jahr 1582 die Hochschule von neuem. An diese Wiedergründung erinnert das alljährliche Stiftungsfest der Würzburger Universität noch heute. Die Ausstellung wirft einen Blick auf die großen Jubiläen dieser beiden Gründungsdaten: die Jahrhundertfeiern 1782, 1882 und 1982, das 350-jährige Jubiläum 1932 und das 600-jährige Jubiläum der Erstgründung 2002. Gezeigt wird auch das päpstliche Gründungsprivileg aus dem Mittelalter.
Symbole der Macht
Noch heute erhalten Zeugnisse und Diplome, welche an der Universität Würzburg ausgestellt werden, einen Abdruck des Universitätssiegels. Erst das Siegel verleiht diesen Dokumenten Rechtskraft. Auch wenn sich das Bild und die Erscheinungsform des Universitätssiegels im Laufe der Jahrhunderte wandelten, stellt es doch das ursprünglichste Symbol für die Institution der Würzburger Hochschule dar. In der Ausstellung wird die Entwicklung des Würzburger Universitätssiegels von seinen ältesten erhaltenen Abdrücken aus dem frühen 15. Jahrhundert bis heute dargestellt.
Die Wege der Szepter
Ebenso symbolträchtig waren die beiden Szepter der Hochschule. Einst zeigten sie die geistlichen und weltlichen Würden an, welche der Universität mit der Bestätigung durch Papst und Kaiser zuerkannt wurden, heute jedoch besitzt die Universität Würzburg keine Szepter mehr. Die Ausstellung berichtet, wie Diebstähle die Neuanfertigung der Szepter notwendig machten und wie die prunkvollen Szepter der Universität Salzburg nach Würzburg und wieder zurück kamen.
Hochschulorganisation früher und heute
Auch vor Hochschulgesetzen und Drittmittelförderung benötigten Universitäten eine Organisationsstruktur und eine solide Finanzgrundlage. Die Ausstellung veranschaulicht, wie Studium und Hochschulleitung in früheren Jahrhunderten funktionierten. Dabei war die Universität nicht nur eine Bildungsanstalt, sie besaß auch die Gerichtsbarkeit über alle ihre Mitglieder. Ungebührliches Verhalten konnte mit Freiheitsentzug im akademischen Karzer bestraft werden.
Außerhalb Würzburgs besaß die Hochschule eine ausgedehnte Grundherrschaft. Julius Echter verleibte seiner Universität bei ihrer Wiedergründung im Zuge der Gegenreformation aufgelöste Klöster ein, vermachte ihr Forst- und Landbesitz. Somit sorgte er für ein gesichertes Einkommen und dauerhaftes Fortbestehen seiner Stiftung. Diese Besitzungen bilden noch heute ein Standbein der Würzburger Hochschule.
Steinerne Zeugen und verlorene Tuche
Ein zentraler Bestandteil des Erscheinungsbildes einer Hochschule innerhalb der Stadt sind ihre Gebäude. Im Mittelalter waren dies der Katzenwickerhof und der große Löwenhof. Julius Echter errichtete für seine Wiedergründung die Alte Universität, welche mit ihrem Turm noch heute das Würzburger Stadtbild prägt. Die steigenden Studentenzahlen des 19. Jahrhunderts führten zur Erweiterung der Universität: die Neue Universität und eine Reihe neuer Institutsgebäude entstanden. Mit dem Studierendenboom nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Hubland erschlossen, welches heute zum neuen „Universitätsstadtteil“ wird.
Akademische Kleiderordnung
Die akademische Kleidung war ein wichtiges Identifikationsmerkmal, wie etwa Galafrack und Säbel der Professoren oder die verschiedenen Studententrachten zeigen. Erhalten blieb die Rektorenkette, die in Würzburg auf eine bewegte Vergangenheit zurückblickt.
Ihr wollt die Ausstellung sehen?
Wer die Ausstellung „Von Siegel, Szepter & Talar zur Corporate Identity“ noch nicht gesehen hat – oder noch einmal in Ruhe betrachten möchte – hat jetzt dazu im Internet die Gelegenheit. Das Uniarchiv lädt alle Interessierten dazu ein, sich auf eine Entdeckungsreise durch die Geschichte der Julius-Maximilians-Universität zu begeben, faszinierende Einblicke in ihre Traditionen und Gepflogenheiten zu gewinnen, verlorengegangene Schätze wiederzuentdecken und Vergangenes neu zu erleben.