Bürgerkrieg in der Heimat, Krankheiten, Unfälle: Ausländische Studierende können schnell in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Wer in solchen Notsituationen helfen will, kann das in Würzburg über einen neu gegründeten Verein tun.
Ein syrischer Student kommt ins International Office der Uni Würzburg, weil er nicht weiter weiß. Schon seit drei Tagen hat er nichts mehr gegessen – er hat kein Geld mehr. In seiner Heimat herrscht Bürgerkrieg, die regelmäßigen Überweisungen seiner Familie sind plötzlich ausgeblieben. Was tun?
Eine Studentin aus dem Kongo stürzt vom Fahrrad und bricht sich den Arm. Dadurch kann sie vorerst nicht weiter jobben, und ihr fehlt damit eine wichtige Geldquelle. Wie soll sie jetzt den Semesterbeitrag bezahlen?
Ziel: Schnelle und unbürokratische Hilfe
Ob International Office, Zentrum für Sprachen, Studierendenvertretung, GSiK-Projekt, Studentenwerk oder katholische und evangelische Hochschulgemeinde: Alle Institutionen in Würzburg, die mit ausländischen Studierenden zu tun haben, kennen solche Fälle. Um den Betroffenen zu helfen, haben sie sich 2011 zu einem Runden Tisch zusammengetan. Aus diesem Kreis heraus wurde nun der *Verein zur Unterstützung ausländischer Studierender in Würzburg“ gegründet.
Bürgermeister Adolf Bauer ist der Vereinsvorsitzende. „Wir wollen unverschuldet in Not geratenen ausländischen Studierenden der Universität, der Musikhochschule und der Hochschule für angewandte Wissenschaften schnell und unbürokratisch helfen“, sagte er am 12. Februar bei der feierlichen Vereinsgründung im Senatssaal der Uni. Das Geld dafür soll aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden aufgebracht werden. „Erste Spenden sind da, erste Mitglieder auch“, freute sich Bauer.
Alumni-Verein und Uni sind beigetreten
Universitätspräsident Alfred Forchel begrüßte die Vereinsgründung. Die Universität sei bereits Mitglied, der zentrale Alumni-Verein ebenfalls, wie er in seinem Grußwort sagte. Als Vertreter der Kirchen wünschten Domdekan Prälat Günter Putz und Dekanin Edda Weise dem Verein gutes Gelingen.
Alumni-Vorsitzender Theodor Berchem zeigte sich ebenso glücklich über die Initiative: *Beim Schritt in ein anderes Land kann es verschiedenste Schwierigkeiten geben, die niemand erahnen kann.* Berchem, der 28 Jahre lang Präsident der Uni Würzburg war, weiß das auch aus seiner langjährigen Zeit als Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.
Arabischer Frühling als Auslöser
Wie es zur Vereinsgründung kam? Ab März 2011 bemerkte man auch in Würzburg den *Arabischen Frühling*, also die Aufstände und Revolutionen in einigen arabischen Staaten: Vermehrt tauchten in den Beratungsstellen Studierende aus diesen Ländern auf, die in Sorge um ihre Familien waren und die Weiterfinanzierung ihres Studiums in Gefahr sahen.
Betroffen und ratlos angesichts der Schicksale, waren sich alle einig: „Wir müssen was tun!“ Das war die Geburtsstunde des Runden Tisches. An sie erinnerten bei der Feier die evangelische Studentenpfarrerin Susanne Hötzel, die Referentin der Katholischen Hochschulgemeinde Ulrike Michel-Schurr und Ursula Shahmary vom International Office.
Alle Akteure an einem Tisch
Bis heute sind die Akteure des Runden Tisches stolz darauf, dass sie alle Einrichtungen in Würzburg, die ausländische Studierende betreuen, in einer zentralen Runde vernetzt haben. Das gebe es nicht an jedem Hochschulstandort.
Der Runde Tisch organisierte beispielsweise Seminare für ausländische Studierende, etwa zum Thema „How to handle Germany“. Er half auch bisher schon bei finanziellen Notlagen. Vor allem die beiden Hochschulgemeinden leisten finanzielle Unterstützung aus ihren jeweiligen Notfonds. Diese Hilfe soll künftig noch unbürokratischer möglich sein, und dazu soll der Verein mit seinem Notfallfonds beitragen.
Der Runde Tisch ist dadurch aber nicht vom Tisch, er bleibt weiterhin aktiv. Adolf Bauer: „Seine Mitglieder sind diejenigen, die unserem Verein in der Öffentlichkeit ein Gesicht geben.“