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Würzburg - Foto: Pascal Höfig
Symbolbild Würzburg

„Die Mundart is fei schöö!” – 10 Jahre Dialektforschung an der Uni

Grumbire, Aadöbfl oder doch Kadoffl? Eine detaillierte Karte über die unterfränkischen Bezeichnungen für die Kartoffel ist nur ein winziger Teil der Forschungsergebnisse, die das Unterfränkische Dialektinstitut (kurz: UDI) der Universität Würzburg zusammengetragen hat. 10 Jahre schon forschen mit großer Leidenschaft das Team an der Mundart – damit ist Würzburg Zentrum der unterfränkischen Dialektforschung.

Dialekt ist schick

Universitätsvizepräsident Wolfgang Riedel betonte, dass durch die Gründung des UDI 2003 die Dialektforschung in Unterfranken überhaupt erst zum Thema geworden sei. Vor Jahren noch von den gebildeteren Schichten geschmäht, ist Riedel zufolge der Dialekt jetzt buchstäblich wieder in aller Munde. Der gebürtige Unterfranke gab dabei gerne zu, dass auch er seit seiner Rückkehr nach Würzburg wieder mehr Dialekt spreche.

Das UDI nehme eine Vorreiterrolle ein, sowohl in der Forschung als auch in der Öffentlichkeitsarbeit. Der vom Institut während der Publikationsphase betreute „Sprachatlas von Unterfranken“ wird laut Riedel neben Sprachwissenschaftlern auch von örtlichen Dichtern und Musikern viel und gerne genutzt. Riedels besonderer Dank ging an die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, die das UDI finanziell unterstützt.

 

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Heimat neu in Szene gesetzt

Wie wichtig dem Bezirk das UDI ist, machte die stellvertretende Bezirkstagspräsidentin Eva-Maria Linsenbreder deutlich. Für sie sind Heimat und Mundart direkt verknüpft. Mit großer Freude beobachte sie den aktuellen Trend, dass gerade junge Leute wieder Tracht tragen und ihrem Dialekt treu bleiben. Die Mundart, so Linsenbreder, trage einen großen Teil dazu bei, dass man sich zuhause fühlt: „Hier kann man reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist.“

Großer Erfolg bei Schülern

Roland Baumhauer, Dekan der Philosophischen Fakultät I, unterstrich die Zusammenarbeit des UDI mit den Schulen der Region: Mit dem Schulprojekt „Fränki” und jährlichen Schülertagen an der Universität würden Kinder und Jugendliche an die sprachwissenschaftliche Forschung herangeführt. Durch das Erforschen ihres eigenen Dialekts lernten sie zudem ihre Wurzeln besser kennen. Jedes Jahr erfahren über 1000 Schüler dank des UDI mehr über die Mundart in Unterfranken. Wie gut das Projekt bei den Schülern ankommt, zeigte UDI-Mitarbeiterin Monika Fritz-Scheuplein in einer Bildershow. Dabei kamen die Zuschauer auch in den Genuss von Schülern, die in ihrem Dialekt Rap-Songs vortragen.

 

Appl oder Apfl?

Mit einem amüsanten Vortrag beschloss Professor Norbert Richard Wolf, der „Gründervater“ des UDI, die Reihe der Redner. Anhand des kleinen Wörtchens „fei“ zeigte er die große Variabilität des Dialekts in Unterfranken. Durch die Region zieht sich laut Wolf eine wichtige sprachliche Hauptgrenze: die appl-apfl-Linie, die das Mitteldeutsche vom Oberdeutschen trennt. So sprechen Menschen in Aschaffenburg eine ganz andere Art von Dialekt als etwa die Würzburger. „Den typisch fränkischen Dialekt“ gibt es laut Wolf so nicht. Dennoch kam er zu dem Schluss: „Die Mundart is fei schöö!”

Übergabe der UDI-Leitung

Den Abschluss des Festakts bildete die offizielle Übergabe der Institutsleitung von Professor Norbert Richard Wolf an Professor Wolf Peter Klein. Dieser hat bereits vor einigen Jahren Wolfs Nachfolge auf dem Lehrstuhl für deutsche Sprachwissenschaft angetreten. Wolf wurde damals emeritiert, leitete das UDI aber weiterhin. Klein machte in seiner Rede seine Hoffnung auf ein weiteres Jahrzehnt erfolgreicher Dialektforschung deutlich. Zur Übernahme der Institutsleitung stand für ihn ein passendes Geschenk parat: ein Thüngersheimer Silvaner aus der Edition „Mundart“.

Zur UDI-Homepage: www.unterfraenkisches-dialektinstitut.de

Theres Gepperth

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