Der bayerische Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch (FDP) besuchte die Philosophische Fakultät I, die wegen ihres baulichen Zustands in den letzten Monaten vermehrt in die Kritik geriet (wir berichteten).
Wer am vergangen Donnerstag vor dem Philosophiegebäude stand, hätte nicht ahnen können, dass die 17 Menschen davor zusammengehören. Dort standen junge Studierende im T-Shirt mit älteren Herrschaften, oftmals mit schon angegrautem Haar, zusammen und unterhielten sich angeregt. Beide hatte ein Anlass zusammengeführt: der Besuch des Wissenschaftsministers in der Philosophischen Fakultät I, die in der jüngeren Vergangenheit bundesweit wegen ihres baulichen Zustandes in die Kritik geraten war.
Keine 10 Steckdosen im Hörsaal für 400 Studis mit Laptops
Bereits im Dezember letzten Jahres ließ sich Dr. Heubisch anhand einer Bilderpräsentation über die Situation berichten, verzichtete damals aber auf eine Begehung, weil die Universitätsleitung zu diesem Termin nicht anwesend sein konnte. Am vergangenen Donnerstag wurde dieser Termin mit Universitätspräsident Prof. Dr. Forchel, Kanzler Dr. Uwe Klug, weiteren Mitarbeitern der Universität und des Staatlichen Hochbauamtes sowie Angehörigen der Fachschaftsvertretung der Philosophischen Fakultät I nachgeholt. Die Fachschaft, die die Führung durch das Gebäude übernahm, wies den Minister bereits im Eingangsbereich auf den ersten Mangel hin: In Bau 2 des Philosophiegebäudes fehlt eine Decke, wodurch das gesamte Gebäude von vornherein sehr ausladend wirkt. Dies wurde bereits in mehreren Gesprächen mit Oliver Jörg (CSU), dem hiesigen Landtagsabgeordneten, und Dr. Wolfgang Heubisch von den Vertretern der Studierenden angemerkt. Ein bei diesen Gesprächen ebenso vehement vorgebrachter Kritikpunkt war auch immer gewesen, dass in Hörsälen mit über 400 Sitzplätzen nicht einmal zehn Steckdosen zur Verfügung stehen. Dies entspräche längst nicht mehr den Anforderungen eines Studiums im 21. Jahrhundert, wo Online-Recherchen und digitale Literatur immer mehr an Bedeutung gewinnen, konstatierte die Fachschaftsvertretung.
Zugeständnisse auf niedrigem Niveau
Dr. Heubisch sah das genauso. Er führte selbst noch einmal aus, dass die Arbeit am Laptop mittlerweile elementarer Bestandteil eines Studiums sei und sich die Universitäten entsprechend auf die neue Lage einzustellen hätten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei sagte er, dass es zwar nicht möglich sein wird, in jedem Hörsaal und Seminarraum an jedem Arbeitsplatz eine Steckdose zur Verfügung zu stellen. Andererseits machte er aber deutlich, dass eine Nachrüstung in den Hörsälen, Seminarräumen und dem Foyer des Philosophiegebäudes dringend nötig sei.
Bei den weiteren Stationen, wie den Toiletten, deren Sanierung seit 2007 versprochen, mehrmals bewilligt aber noch nicht umgesetzt wurde, und vor dem Osteingang des Philosophiegebäudes, dessen Zustand ebenfalls seit 2007 als marode eingeschätzt und neulich von einem unabhängigen Bausachverständigen als einsturzgefährdet (siehe Artikel: Mängel-Liste Teil 2: Es zieht wie Hechtsuppe) qualifiziert wurde, erinnerten die Studierenden nochmals an die Steckdosensituation. Mit Nachdruck wurde das Anliegen vorgebracht, dass sich die Nachrüstung der Stromanschlüsse nicht so lange hinauszögere, weil davon die Qualität von Studium und Lehre immer mehr in Mitleidenschaft gezogen werde. Von der Dringlichkeit dieses Problems überzeugt, antwortete der Minister, dass er nach seinen Ausführungen zur Bedeutung einer ausreichenden Versorgung mit Steckdosen davon ausgehe, dass die anwesenden Vertreter des Staatlichen Bauamtes schnellstmöglich alle nötigen Schritte einleiten.
Danach trennte sich die Gruppe am Ort des letzten baulichen Problems, einem nicht verkehrssicheren Weg. Man verabschiedete sich und es war alles wieder wie immer. Die Herren in ihren Anzügen gingen geschäftig ihres Wegs. Die Studierenden in ihren T-Shirts blieben zurück, in der guten Hoffnung, dass sich bald etwas ändern könnte.