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Würzburg - Foto: Pascal Höfig
Symbolbild Würzburg

XXXLutz sichert sich Namensrecht für Mainfranken Theater Würzburg

Update: 12.04. 2013: — Aprilscherz — Aprilscherz — Aprilscherz — Aprilscherz — Aprilscherz — Aprilscherz — Aprilscherz — Aprilscherz —

Der Würzburger Stadtrat setzt auf Kultursponsoring und verkauft das Namensrecht des Mainfranken Theaters an die XXXL Möbelhäuser. Somit wird für die nächsten fünf Jahre das städtische Theater „XXXLutz Mainfranken Theater Würzburg“ heißen und die Leuchtschrift auf dem Theaterhaus um das Logo der Möbelgruppe erweitert.

Besonders stolz auf den „Deal“ ist der studierte Diplomkaufmann und Oberbürgermeister Georg Rosenthal. „Im Sport ist es üblich, das Namensrecht an kommerzielle Partner zu vergeben. So locken z.B. die s.Oliver Arena der Baskets sowie die flyeralarm-Arena der Kickers die Gäste zu erstklassigen Sportveranstaltungen – ab jetzt wird das ‚XXXL Mainfranken Theater‘ für kulturelle Highlights in Würzburg stehen“. Auch Kulturreferent Muchtar Al Ghusain ist hoch erfreut und gibt neidlos zu, dass die Idee Rosenthals bislang eine der besten seiner Amtszeit gewesen sei.

Über die Höhe des Sponsoringbetrags schweigen sich die Vertragspartner aus, allerdings sagt Rosenthal, dass mit dieser Lösung ein Großteil des Defizits für die kommenden Spielzeiten aufgefangen werde. So könne das Theater mit seinem anspruchsvollen Programm unverändert weitermachen. Noch im Dezember schockierte die Bilanz des Mainfranken Theaters den Stadtrat in Würzburg mit einem Defizit von 485.000 € (wir berichteten). Grund: in der Spielzeit 2011/2012 blieben die Besucher und mit ihnen die Einnahmen weg. Es darf also davon ausgegangen werden, dass die Vertragssumme in einem niedrigen einstelligen Millionenbereich liegt.

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Intendant: „Garant für Experimente“

Auch die Theaterleitung gibt sich glücklich über den „Geldsegen“. Der in der Vergangenheit in die Kritik geratene Intendant Hermann Schneider ist beruhigt: „Ich hatte schon damit gerechnet, für die nächste Spielzeit ausschließlich Programm à la Mainstream machen zu müssen. Mein Selbstverständnis von Theater ist aber nicht die Unterhaltung des Publikums, sondern vielmehr im brechtschen Sinne die Erziehung der Bürger –  auch wenn das manchmal weh tut. Aber Kunst ist eben nicht nur schön. Ich freue mich sehr, daß mich nun Möbel Neubert bei meinen künstlerischen Experimenten des epischen Theaters zukünftig unterstützt.“

Der Unternehmenssprecher der XXXLutz, Thomas Saliger, spricht stolz über die für die Unternehmensgruppe neuartige Partnerschaft. „Kultursponsoring ergänzt optimal unseren Marketingmix und zeigt erneut unser soziales Engagement und das Einstehen für die Region“.

Grüne üben Kritik am „Ausverkauf der Kultur“

Wer sich im Sponsoring auskennt, weiß allerdings, dass dies keine Einbahnstraße ist. Man darf gespannt sein, was neben dem XXXLutz Logo auf der Habenseite des Vertrages steht. Ein roter Stuhl auf dem Dach des Gebäudes oder vor dem Haupteingang? VIP-Reihen für die Gäste von Neubert, eine rote Bestuhlung des Theatersaals?

Das ist unter anderem Nährboden für die Kritiker der Partnerschaft. Grünen-Stadtrat Matthias Pilz, der auch als OB-Kandidat gehandelt wird, ist empört: „Das ist der Ausverkauf von Kultur und einfach nur ideenlos, alles immer wirtschaftlich lösen zu wollen. Es wäre auch anderes gegangen.“

Auf der einen Seite ist es schön, die Kultur, das Theater und deren Arbeitsplätze innovativ zu sichern, allerdings bleibt ein fader Beigeschmack, dass die Politik mit Hilfe der Wirtschaft ihre Fehlsteuerungen korrigieren muss. Damit bleibt Vieles beim Alten, nur an die Worte „…Premiere im XXXLutz Mainfranken Theater…“ muss man sich jetzt in den Theaterkritiken gewöhnen.

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