Neuer Besucher-Rekord – Das 39. Internationale Filmwochenende im Rückblick
8.500 Zuschauer, so viele wie noch nie, und mitten unter ihnen unsere Redakteurin Anna Lang und Fotografin Anna Flöck. Sie haben das Filmwochenende besucht und viel Kondition gebraucht: von Früh bis Spät hat sie sich Filme angesehen und mit den Filmemachern und Organisatoren gesprochen. Hier ihr Rückblick:
Neuer Besucher-Rekord – Das 39. Internationale Filmwochenende
„Psst! Der Film hat schon angefangen!“ Von einem Film zum nächsten eilend, kommt es schon mal vor, dass man sich im Dunkeln einen leeren Platz in den oft vollbesetzten Kinosälen suchen muss. Das hier ist kein Alltag, sondern Kino rund um die Uhr für hartgesottene Cineasten. Rund 8.500 Zuschauer haben sich die 50 Filme des 39. Internationalen Filmwochenendes Würzburg nicht entgehen lassen. Damit gibt es gegenüber den zwei Jahren zuvor einen deutlichen Besucherzuwachs, obwohl rund 200 Saalplätze weniger als im Vorjahr zur Verfügung standen. „Die Planung hat uns viel Energie gekostet“, teilte Johannes Tietze, Vorstand der Filminitiative Würzburg bei der Eröffnungsveranstaltung am Donnerstagabend mit.
Themenschwerpunkt: „Flucht – Asyl – Immigration“
Zum ersten Mal gab es dieses Jahr einen Themenschwerpunkt: „Flucht – Asyl – Immigration“. Dennoch gebe es ein heterogenes Programm, so Tietze. Der Kurzfilm „Common Verses“ der Mönchsbergschule eröffnete das Wochenende. Die Filmemacher kommen selbst aus den verschiedensten Ländern und greifen in ihrer Produktion das Schwerpunktthema auf. Innerhalb einer Minute gelang es den Schülern die Vielfalt der Nationen in Deutschland darzustellen. Sie zeigten Kinder unterschiedlicher Herkunft, die sich mit dem Text der „Ode an die Freude“ beschäftigten und gemeinsam in das Lied einstimmten. Den Spielfilmauftakt bildete anschließend die deutsch-norwegische Produktion „Zwei Leben“ des Regisseurs Georg Maas.
Persönlicher Charme
Die Filminitiative Würzburg hat das Würzburger Filmwochenende 1974 zum Leben erweckt. Damit gehört es zu den ältesten Filmfestivals in Deutschland. Seit Beginn an wird die Veranstaltung ausschließlich von ehrenamtlichen Helfern gestemmt. Wie jedes Jahr stellten auch heuer wieder viele Filmemacher ihre Produktionen selbst vor und diskutierten im Anschluss der Vorstellungen mit dem Publikum. Tietze hielt fest: „Wir sind ein Mitmachfestival ohne rigide Hierarchien.“ Außerdem schätze er die private Atmosphäre und den persönlichen Charme des Festivals.
Verleihung der Publikumspreise
Laut Johannes Tietze ist das Filmwochenende ein Publikums- und kein Kritikerfestival. Deshalb bildete die Verleihung der Publikumspreise am Sonntagabend
einen spannenden Abschluss. In vier Kategorien wurden die ersten drei Plätze gekürt. Zum besten Spielfilm wurde die zum Themenschwerpunkt gehörende italienische Produktion „Io sono Li“ gewählt. Der Film handelt von einer Chinesischen Einwanderin, die sich in Italien in einen einheimischen Fischer verliebt. Sowohl seine als auch ihre Landsleute sind bestürzt. Auf den Plätzen zwei und drei landeten „Zwei Leben“ von Georg Maas sowie „Jump“ aus Irland.
In der Kategorie Dokumentarfilm landete Silvia Häselbarths „Drei Brüder à la carte“ aus der Schweiz auf dem ersten Platz. Auf den zweiten Platz wählten die Zuschauer den Film „Lumea vazuta de Ion B.“ aus Rumänien, gefolgt von der norwegischen Produktion „De Andre“. „Welcome to Bavaria“ heißt der Sieger aus der Kurzfilmkategorie. Die Plätze zwei und drei gingen an „Aquel no era yo“ und „Gefallen“. Bei den Selbstgedrehten konnte der Film „Brotherly“ den ersten Platz abstauben.
Der Termin für das nächste Internationale Filmwochenende steht schon fest: Vom 3. bis 6. April 2014 wird das 40-jährige Jubiläum gefeiert. Auch kommendes Jahr soll es wieder einen Themenschwerpunkt geben.
Eine Anekdote zum Filmfestival:
Im Dunkeln tastet sich eine Besucherin in den Kinosaal in dem es einen französischen Streifen zu sehen gibt. Der Vorspann läuft bereits. Verwundert ist sie allerdings, dass sie in den hinteren Reihen bereits erwartet wird. Dort steht eine Frau auf, winkt energisch lange und versucht im Flüsterton zu rufen: „Estelle, Estelle!“ Die zu spät kommende Besucherin verharrt kurz, ob sie denn die Person kenne. Erst als sich die vermeintliche Estelle vorne in die zweite Reihe begibt, scheint die nun allein gelassene Frau zu verstehen, dass es sich nicht um ihre Verabredung gehandelt hat.
Was sind eure Erlebnisse und Anekdoten zum Filmwochenende?
Anna Lang