Heute beginnt die Umgestaltung des Oberen Marktes. Statt der liebevoll als „Sitzwarzen“ von den Würzburgern genannten Sitzrondellen, soll nach Wunsch der
Stadtverwaltung ein gläserner 3 Meter hoher Aufzug für 600.000 Euro zur Tiefgarage und mobile Bäume künftig den Oberen Markt zieren.
Grund für die Umgestaltung, die bis Herbst diesen Jahres abgeschlossen sein soll, ist die Verlegung der Zufahrt zur Tiefgarage „Markt“ von der Eichhornstraße. Diese soll Fußgängerzone werden. Damit aber die Autos dennoch von dieser Seite unter den Markt zum Parken fahren können, wird die Einfahrt nach hinten verlegt, also in die Martinstraße. Dies erfordert laut Baureferat der Stadt Würzburg aus Brandschutzgründen ein neues Treppenhaus und wegen der Barrierefreiheit auch einen Aufzug. Dieses war aber ursprünglich im neuen Geschäftshaus geplant. Laut Bauverwaltung müßte man dann aber aus Brandschutzgründen einen eigenen rund 50 Meter langen Fußgängertunnel unter der Schönbornstraße zur Marktgarage bauen.
Zufahrt Tiefgarage über Eichhornstraße bis August gesperrt
Ab diesem Freitag ist deshalb die Zufahrt zur Marktgarage über die Eichhornstraße gesperrt! Die Zufahrt ist jetzt nur noch über die Karmelitenstraße möglich. Dauer der Sperrung voraussichtlich bis August.
Scharfe Kritik vom Verschönerungsverein
Kritik am Vorgehen der Stadt äußert der Vorsitzende des einflußreichen Verschönerungsvereins, CSU-Stadtrat Willi Dürrnagel. In einer Pressemitteilung schreibt er:
„Der Würzburger Stadtrat wird in dieser Angelegenheit von der Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Rosenthal und dem Stadtbaurat an der Spitze wieder einmal „an der Nase herumgeführt. Ich erwarte von beiden Amtsträgern eine öffentliche Entschuldigung für das Vorgehen der Stadtverwaltung in dieser Sache. Die unangekündigte Abholzung der Bäume in den beliebten Rondellen am Markt mit fadenscheiniger Begründung kurz vor einer entscheidenden Sitzung des Würzburger Stadtrates ist ein Skandal, der nicht hingenommen werden darf. Statt einer notwendigen Entschuldigung will man nun „scheibchenweise“ das Vorhaben durchsetzen, indem man nichtöffentlich durch eine Beschlussfassung über Verträge Fakten schaffen will, die auf weitere Beschlüsse Auswirkungen haben und den Stadtrat nicht mehr frei und unabhängig weiter entscheiden lassen kann.
Schon bei der Beschlussfassung über die Erweiterung der Fußgängerzone Eichhornstraße und dem Bau des neuen Geschäftshauses ist der Stadtrat davon
ausgegangen, dass Notausgänge und möglicherweise ein Aufzug der Tiefgarage im neuen Geschäftshaus untergebracht werden können. Dies will man nun ohne zwingende Gründe aufgeben und ein über 3 Meter hohes Gebilde am Oberen Markt schaffen. Es muss dringend mit dem Ersteller des Geschäftshauses weiter verhandelt werden, diese Einrichtungen dort unterzubringen und nicht das Stadtbild am Oberen Markt mit einem neuen Gebilde zu verschandeln. Durch den Neubau wird ja auch ein Streifen des Fußgängerbereiches, der früher im Erdgeschoss des alten abgebrochenen Gebäudes begehbar war, nun überbaut und der Freibereich dadurch eingeengt.
Ein Aufzugsgebäude an der vorgesehenen Stelle am Oberen Markt ist nicht notwendig und muss unbedingt verhindert werden. Leider sind von der Bauverwaltung noch nicht einmal Alternativvorschläge vorgelegt worden. Auch das von der Stadtverwaltung veröffentlichte Foto ist irreführend und verharmlosend. Das Aufzugs- und Treppengebäude ist da kaum sichtbar und durchsichtig. Vom selben Architekten hat sich der Stadtrat erst vor kurzer Zeit schon einmal in ähnlicher Art täuschen lassen – bei der „Durchsichtigkeit“ des Neubaus einer Gaststätte neben dem historischen Pavillon in der Spiegelstraße. Von dem Vorhaben eines Aufzugs- und Treppengebäudes muss die Bauverwaltung mit ihrem Oberbürgermeister schon lange gewusst haben, denn ohne einen vergüteten Auftrag hätte der Architekt bestimmt keine ausgefeilten Pläne vorgelegt. Frage: Wann und durch wen wurde dazu der Auftrag erteilt? Auch eine Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege, des Stadtheimatpflegers und des Behindertenbeauftragten der Stadt Würzburg wurde anscheinend bisher noch nicht eingeholt – jedenfalls dem Stadtrat noch nicht vorgelegt. Versäumnisse die nicht passieren dürfen.
Ich appelliere noch einmal an den gesamten Würzburger Stadtrat, bei der weiteren Behandlung dieses skandalösen Bauvorhabens mit Kosten von 600 000 Euro, die von den Bürgern aufgebracht werden müssen, eine Zustimmung unbedingt zu verweigern und endlich auch in Würzburg eine Öffentlichkeit der Planung herzustellen. Dies gilt besonders für den Oberbürgermeister, der vor fünf Jahren mit diesem Versprechen angetreten ist. Leider war davon in seiner bisherigen Amtszeit davon kaum etwas zu erkennen. Mehr Demokratie und Öffentlichkeit der Planung zu wagen ist anscheinend bei der Stadtverwaltung sehr schwer. “