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Würzburg - Foto: Pascal Höfig
Symbolbild Würzburg

Don Carlos in der Werkstattbühne – bis Ende Januar.

DON CARLOS von Friedrich Schiller im Dezember: 29., 30., 31. im Januar: 04., 05., 06., 09., 11., 12., 13., 16., 18., 19. jeweils um 20 Uhr

httpvh://www.youtube.com/watch?v=KFYb0oHs2Hk

Schillers „Don Carlos“ – 1787 erschienen und im gleichen Jahr im Hamburger Schauspielhaus uraufgeführt – ist nicht nur düsteres Familiendrama und Liebestragödie, sondern ein hochpolitisches und durch seine Freiheitsthematik brandaktuelles Stück. Carlos, Sohn des spanischen Königs Philip II., wird vor die Wahl gestellt, für sein privates Glück oder die Erfüllung politischer Ideale zu kämpfen. Setzt er sich für die Freiheit der von seinem Vater unterdrückten flandrischen Provinzen ein oder kämpft er um die Liebe zu seiner Stiefmutter Elisabeth, mit der er selbst verlobt war, bevor sie aus politischen Gründen die Frau seines Vaters wurde? Carlos‘ Freund, der Marquis von Posa, ein glühender Idealist, will ihn zum Freiheitskampf überreden, doch Carlos entscheidet sich zunächst für den privaten Kampf gegen den Vater. Ein Kampf, der in einer Welt wie der des spanischen Hofes mit seinen Unfreiheiten, Intrigen, Heucheleien, Spitzeln und Machtspielen aussichtslos bleibt.

Geben Sie Gedankenfreiheit – diese Forderung des Marquis Posa an König Philipp steht gleichsam für die Idee des gesamten Stückes: Ein Aufruf zum Aufbegehren gegen Macht und Unterdrückung durch die Herrschenden. Schiller legt in seinem „Dramatischen Gedicht“ bewusst den Fokus auf die nicht ganz unproblematische Freundschaft zwischen Posa und Carlos. Carlos, der an der Enge des Hofes, der Kälte des Vaters und der unerfüllten Liebe zu seiner Stiefmutter leidet, vernachlässigt darüber seine politischen Ideale. Posa gelingt es, ihn wieder für den Freiheitskampf zu begeistern, macht den Freund aber damit zum Werkzeug für seine eigenen Ziele. Schiller lässt seine beiden Helden mit viel Leidenschaft gegen unmenschliche Machtstrukturen aufbegehren. Und er lässt sie scheitern. Doch gerade dieses Scheitern soll wachrütteln, denn es entpuppt sich als mitreißendes Plädoyer für persönliche und politische Selbstbestimmung.

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Inszenierung: Cornelia Wagner

Mitwirkende: Dennis Meinert /
Martin Bartelmus, Uwe Bergfelder,
Lars Alexander Koch / Stefan Geyer,
Kristina Förster, Christina Strobel,
Bernd Stollberger,  Michael Wagner,
Philipp Hurtig
„Geben Sie Gedankenfreiheit […] Und was wäre also die so genannte Einheit des Stücks, wenn es Liebe nicht sein soll und Freundschaft nie sein konnte? Von jener handeln die drei ersten Akte, von dieser die zwei übrigen; aber keine von beiden beschäftigt das Ganze. Die Freundschaft opfert sich auf, und die Liebe wird aufgeopfert; aber weder diese, noch jene ist es, der dieses Opfer von der andern gebracht wird. Also muss noch etwas Drittes vorhanden sein, das verschieden ist von Freundschaft und Liebe, für welches beide gewirkt haben, und welchem beide aufgeopfert worden – und wenn das Stück eine Einheit hat, wo anders, als in diesem dritten, könnte sie liegen? Rufen Sie sich, lieber Freund, eine gewisse Unterredung zurück, die über einen Lieblingsgegenstand unsers Jahrzehnts – über Verbreitung reinerer sanfterer Humanität, über die höchstmögliche Freiheit der Individuen bei des Staats höchster Blüte, kurz, über den vollendetsten Zustand der Menschheit, wie er in ihrer Natur und ihren Kräften als erreichbar angegeben liegt – unter uns lebhaft wurde und unsere Phantasie in einen der lieblichsten Träume entzückte, in denen das Herz so angenehm schwelgt. Wir schlossen damals mit dem romanhaften Wunsche, dass es dem Zufall, der wohl größere Wunder schon getan, in dem nächsten Julianischen Zyklus gefallen möchte, unsre Gedankenreihe, unsere Träume und Überzeugungen mit eben dieser Lebendigkeit und mit eben so gutem Willen befruchtet, in dem erstgebornen Sohn eines künftigen Beherrschers von – oder von – auf dieser oder der andern Hemisphäre wieder zu erwecken. Was bei einem ernsthaften Gespräch bloßes Spielwerk war, dürfte sich, wie mir vorkam, bei einem solchen Spielwerk, als die Tragödie ist, zu der Würde des Ernstes und der Wahrheit erheben lassen. Was ist der Phantasie nicht möglich? Was ist einem Dichter nicht erlaubt? Unsere Unterredung war längst vergessen, als ich unterdessen die Bekanntschaft des Prinzen von Spanien machte; und bald merkte ich diesem geistvollen Jüngling an, dass er wohl gar derjenige sein dürfte, mit dem wir unsern Entwurf zur Ausführung bringen könnten. Gedacht, getan! Alles fand ich mir, wie durch einen dienstbaren Geist, dabei in die Hände gearbeitet; Freiheitssinn mit Despotismus im Kampf, die Fesseln der Dummheit zerbrochen, tausendjährige Vorurteile erschüttert, eine Nation, die ihre Menschenrechte wieder fordert, republikanische Tugenden in Ausübung gebracht, hellere Begriffe im Umlauf, die Köpfe in Gärung, die Gemüter von einem begeisterten Interesse gehoben – und nun, um die glückliche Konstellation zu vollenden, eine schön organisierte Jünglingsseele am Thron, in einsamer unangefochtener Blüte unter Druck und Leiden hervorgegangen. Unglücklich – so machten wir aus – müsste der Königssohn sein, an dem wir unser Ideal in Erfüllung bringen wollten. […] “ Schiller, Don Carlos.

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