Es gibt einige Berufe, deren Aufgaben richten sich nicht nach Arbeitswochen oder Feiertagen. Besonders bitter wird bei Festen, die eigentlich gemeinsam im Kreise der Liebsten verbracht werden sollte, besinnlich und eher ruhig.
Während also in den meisten Haushalten Würzburgs Kerzenschein, Lebkuchenduft und das Rascheln des Geschenkpapiers für ein stimmungsvolles Weihnachtsfest sorgen, überhört man schnell, dass draußen das Martinshorn dröhnt oder übersieht das Blaulicht, das in den Fensterscheiben reflektiert.
Wie jedes Jahr werden sich die Lebensretter des BRK, Maltester und Johanniter am in den kommenden Tagen auf keine besinnliche Zeit und eine stille Nacht einstellen. Am heutigen Montag wird Rettungsassistent Alexander den ganzen Tag im Einsatz sein. Erst gegen Mitternacht wird es wohl ruhiger werden. „Business as usual“ – denn die Alarmierungen unterscheiden sich kaum von den Vorfällen in den restlichen Tagen des Jahres. Herzinfarkte, Schlaganfälle und häusliche Unfälle werden nur ein wenig von Notfällen aufgrund von Alkoholmissbrauch und Verkehrsunfällen verstärkt, da seit einigen Jahren Diskotheken und Gaststätten auch am 24.12. geöffnet sind.
Von einer Sache, die anders als sonst ist, erzählen Alexander, der seinen Job als Lebensretter hauptamtlich ausübt und Ute, seine ehrenamtlichen Kollegin: Hinter einigen Notrufen, bei denen plötzliche Schmerzen, Atemnot, Kreislaufbeschwerden beklagt werden, verbergen sich häufig die Einsamkeit und der Wunsch, nicht alleine sein zu wollen. Dann muss auch nicht der Notarzt hinzugezogen werden, sondern ist mehr das Einfühlungsvermögen der Rettungskräfte gefragt. Suizidversuche kommen übrigens am Heiligabend widererwarten seltener vor.
Streitereien unter dem Weihnachtsbaum, akute Erkrankungen und Todesfälle in der Weihnachtszeit seien trotzdem dramatische Einsätze. „Auch durch Advents- oder Weihnachtskerzen ausgelöste Brände können das Fest in einen Horrortrip verwandeln“, so Jens-Uwe, der Leiter der Einsatzdienste beim BRK. Daher mahnt der 43-Jährige auch zu erhöhter Vor- und Rücksicht, untereinander und beim Umgang mit Gefahrenquellen.
Der erfahrene Rettungsassistent weiß, wie er seine Mitarbeiter trotz weihnachtlichem Nachdienstes bei Laune halten wird. Dabei helfen die stets gefüllte Kaffeekanne, Christstollen und Plätzchen. Die diensthabende Mannschaft kocht auch schon mal zusammen, allerdings nur schnelle und einfache Gerichte, die zwischen die Einsätze passen.
Internist Dr. Josef Schuster, der wie jedes an Heiligabend der diensthabende Notarzt sein wird, fällt der Arbeitseinsatz in diesen Tagen etwas leichter. Seit 30 Jahren ist er als Notarzt in Würzburg tätig. Als gläubiger Jude feiert er kein religiöses Weihnachtsfest. Trotzdem lernte er schon als Kind die Besonderheit des Festes kennen und gibt sich daher kollegial gegenüber seiner Kollegen, die wohl zur gleichen Zeit die Stille und Heilige Nacht genießen können.
Quelle: BRK Würzburg